Es wird Sie nicht überraschen, dass Simultandolmetscher:innen für ihre Arbeit sehr guten Ton brauchen. Auch ein paar andere Dinge gilt es zu beachten. Hier haben wir die wesentlichen Voraussetzungen dafür zusammengestellt, dass eine Simultanübersetzung bei Ihrer Videokonferenz zuverlässig funktioniert. Faustregel: Alle Teilnehmenden sprechen direkt in ein eigenständiges Mikrofon von guter Qualität.
Vorbereitung
Wahl einer geeigneten Videokonferenz-Plattform. Bei vielen Webkonferenzen gibt es nur einen Sprachkanal. Es kann also nicht gleichzeitig in mehreren Sprachen gesprochen werden. Einige Systeme bieten aber parallele Sprachkanäle. Wenn Sie schon mit einer bestimmten Plattform arbeiten, die nur einen Sprachkanal bietet, gibt es Workarounds. Sprechen Sie uns an.
Vorbereiten der Teilnehmenden. Sorgen Sie bei allen dafür, dass folgende Dinge erfüllt sind:
- Mikrofon: ein gutes externes Mikrofon verwenden (oder ein Headset mit gutem Mikrofon, aber Vorsicht: Viele Headsets sind nur auf Telefonieren optimiert und klingen dann auch so). Faustregel beim Sprechen: Alle Teilnehmenden sprechen max. 20-30 cm entfernt in ein gutes Mikrofon.
- keine Bluetooth-Headsets oder -Mikrofone, sondern verkabelt
- 1 Mikrofon pro Person (keine gemeinsame Nutzung)
- ruhiger Raum mit wenig Hall
- stabile Internetverbindung
- Es wurde getestet, ob die Videokonferenzanwendung auf Kamera und Mikrofon zugreifen kann, und ob alle so klingen und im Bild erscheinen, wie sie sich das wünschen.
Vorbereitung der Dolmetscher:innen. Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie dem Team vorab alle Informationen zur Verfügung stellen: Tagesordnung, Namen, Präsentationen und insbesondere alles, was bei der Sitzung abgelesen werden soll (z. B. Sprechzettel der Sitzungsleitung).
Testen. Testen Sie die Videokonferenz vorab, und zwar mit allen Rollen. Spielen Sie das komplette Szenario durch, also Vortrag, Übersetzung und Zuhören in allen Sprachen. Es reicht nicht aus, dass zwei Testpersonen sich gegenseitig hören können. Damit eine Simultanübersetzung zuverlässig funktionieren kann, muss die Testperson beim Zuhören gleichzeitig sprechen und auch über die eigene Stimme hinweg die andere Person noch gut wahrnehmen können.
Gesprächsleitung und technischen Host für die Videokonferenz benennen. Die Gesprächsleitung erteilt das Wort und moderiert. Der/die technische Host kümmert sich um die Technik und schaltet z. B. Teilnehmende mit Störgeräusch zentral stumm. Beide Rollen können von der gleichen Person übernommen werden, müssen aber vorab klar benannt sein.
Zeitplanung und Pausen. Webkonferenzen sind für Teilnehmende und Simultandolmetscher:innen anstrengender als Präsenzveranstaltungen. Stellen Sie daher sicher, dass regelmäßige und ausreichend lange Pausen eingeplant und auch tatsächlich gemacht werden.
Netikette während der Videokonferenz
Inhaltliche und technische Moderation. Die Konferenz wird von einer Person betreut, die inhaltlich für einen geordneten Ablauf sorgt und in der Regel den Vorsitz innehat. Eine weitere Person ist bei technischen Problemen ansprechbar und schaltet bei größeren Veranstaltungen auch die Mikrofone zum Sprechen frei.
Verständlichkeit. Alle Teilnehmenden sprechen direkt in ein eigenes Mikrofon (max. 20-30 cm entfernt). Alle bemühen sich noch mehr als bei einer Präsenzveranstaltung darum, gut verständlich zu sein.
Stummschalten. Alle die gerade nicht sprechen, schalten ihr Mikrofon auf stumm.
Namen nennen. Falls die Namen und Personen nicht automatisch und korrekt eingeblendet werden, hilft es bei der Orientierung, wenn alle kurz ihren Namen nennen, bevor sie einen Redebeitrag leisten.
Wenn Ihre IT alles bereitstellt: Technische Voraussetzungen
Bild: Sowohl Redner:innen als auch Präsentationen sollten für die Dolmetscher:innen auf großen Bildschirmen zu sehen sein, beim Sprechen lippensynchron.
Internetverbindung/Bandbreite: muss ausreichend sein, pro Zuspielung (= Kanal für 1 Bildschirm und Audio) sind mindestens 4 Mbps Download-Geschwindigkeit notwendig. Die gängigen Internet-Anschlüsse zuhause oder im Büro reichen häufig nicht (Stand 2022).
Frequenzbereich von Mikrofonen und Videokonferenz: Es müssen 125 Hz bis 15.000 Hz übertragen werden. Sämtliche Tonquellen, also Mikrofone, Kopfhörer, Computer etc., Datenleitungen und nach Möglichkeit auch die verwendete Videokonferenz-Plattform sollten diesen Frequenzbereich ermöglichen. Für reines Zuhören reicht weniger. Aber beim Simultandolmetschen müssen die Dolmetscher:innen über ihre eigene Stimme hinweg noch alles sehr gut hören, weshalb auch hohe und tiefe Frequenzen notwendig sind.
Gehörschutz muss gewährleistet sein, z. B. gegen Rückkopplungen. Spitzen über 94db über 100 ms müssen automatisch abgeschaltet werden.
Mehrere Kommunikationskanäle sind notwendig: natürlich zwischen Dolmetscherin und Zuhörerin, aber auch zwischen Dolmetscher und Techniker (Operator), zwischen Dolmetscherin und Moderatorin sowie zwischen den Dolmetscher:innen untereinander, damit sie sich problemlos bei ihrer Arbeit abwechseln und gegenseitig unterstützen können.
Diese Checkliste für Remote Simultaneous Interpreting (RSI oder Ferndolmetschen) beruht auf unseren eigenen Tests sowie unserer praktischen Erfahrung als Simultandolmetscher:innen bei Videokonferenzen. Darin enthalten sind auch Hinweise des technischen Ausschusses im Internationalen Verband der Konferenzdolmetscher:innen (aiic) und wesentliche Punkte der ISO-Normen für Simultandolmetschanlagen. Sie gibt nur eine Auswahl der aus unserer Sicht besonders wichtigen Punkte wider.
Anschauliche Beispiele und Tipps für überzeugende Tonqualität bei Zoom-Konferenzen finden Sie hier: The ONE mistake that is spoiling your live public speaking online by Voice Coach Andrea Caniato
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Sprechen Sie uns an. Wir sind gerne für Sie da.